Formen visueller Repräsentation spielen in den Biowissenschaften eine große Rolle. Dabei geht es nicht nur um die Darstellung sichtbarer, makroskopischer oder mikroskopischer Sachverhalte. Es geht auch um die schematische Vergegenwärtigung unsichtbarer Strukturen und funktionaler Zusammenhänge. Und nicht zuletzt geht es um die kulturellen Kontexte, in denen die Erscheinungen des Lebens epochenspezifisch thematisiert und mit Bedeutung aufgeladen werden.
Die Beiträge dieses Bandes gehen zurück auf die 5. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geschichte und Theorie der Biologie 1996 in Wien sowie auf die 7. Jahrestagung 1998 in Neuburg an der Donau. Sie umfassen Themen wie: historische Charakteristika von Darstellungsformen in der Biologie, mit Schwerpunkt vom 18. bis 20. Jahrhundert; die Entstehungsbedingungen und Auswirkungen von Techniken der Präparation, der zeichnerischen Abbildung, der Mikroskopie, der Photographie, der statistischen, mathematischen und symbolischen Datenpräsentation; die besonderen Darstellungsformen einzelner Disziplinen, wie etwa in Evolutionstheorie und Phylogenetik, Morphologie, Physiologie, Genetik, Biochemie, Mikrobiologie und Neurobiologie; das Verhältnis biologischer Objekte zu kulturspezifischen Symbolformen sowie zu zeitbedingten Formen räumlicher und instrumenteller Präsentation; Überlegungen zur Theorie biowissenschaftlicher Zeichensysteme und Symbolformen und zur Epistemologie der Repräsentation.
Inhalt
Hans Jörg Rheinberger (Berlin) und Armin Geus (Marburg) Vorbemerkung | S. 5 – 6 |
Vorträge Themenschwerpunkt Wien | |
Thomas Junker Repräsentationsformen in der modernen Biologiegeschichte: Kritische Anmerkungen | S. 7 – 18 |
Kristian Köchy “Es gibt verschiedene Pfade durch das Labyrinth des Lebens”. Plädoyer für eine pluralistische Repräsentation des Organischen | S. 19 – 36 |
Margarete Maurer Die Natur der Labor-Naturen oder: Wieviel Natur repräsentiert die Labor-Natur der experimentellen Biologie? | S. 37 – 50 |
Hans Hofmann und Hannes Rickli Modellspur – Spurenmodell. Das Spannungsfeld zwischen Biologie und Kunst | S. 51 – 58 |
Anke te Heesen Die Schränke des Kabinetseculums. Das Naturalien-Kabinett und seine Repräsentation im 18. Jahrhundert | S. 59 – 72 |
Andreas Mayer Museale Inszenierung von anthropologischen Fiktionen: “Rasse” und “Menschheit” im Naturhistorischen Museum nach 1945 | S. 73 – 88 |
Ilse Jahn Die Problematik zeichnerischer Wiedergabe mikroskopischer Beobachtungen am Beispiel Karl Ernst Baers | S. 89 – 96 |
Ariane Dröscher Zellstruktur oder Artefakt – Probleme der Visualisierung in der Zytologie | S. 97 – 102 |
Werner Sohn Darstellung und Herstellung: Epistemologische Überlegungen zu Wilhelm Johannsens Konzept der reinen Linie | S. 103 – 116 |
Sarah Jansen “Sozialparasiten” und “Tödlichkeitszahlen” – Zu Repräsentationsformen der Schädlingsbekämpfung in Deutschland, 1900 – 1925 | S. 117 – 134 |
Vorträge Themenschwerpunkt Neuburg | |
Wolfgang Klausewitz Spiegel des Lebens: Biologiegeschichte und Museum | S. 135 – 150 |
Dietrich von Knorre Vom Objekt zur Sammlung – Forderungen an die sammlungsbezogene Dokumentation | S. 151 – 158 |
Susanne Köstering Museumsbau und Museumsreform: Platzierung, Gebäude- und Raumkonzeptionen von Naturkundemuseen in Deutschland, 1871 – 1914 | S. 159 – 176 |
Sabine und Hans Hackethal Modelle als Zeugnisse biologischer Forschung und Lehre um 1900 – Neuzugänge in der Historischen Arbeitsstelle des Museums für Naturkunde Berlin | S. 177 – 190 |
Hermann Manitz Das Herbarium Haussknecht – ein botanisches Museum von seiner privaten Gründung zu einer Universitätseinrichtung | S. 191 – 196 |
Ilse Jahn Exposé eines nicht-realisierten “Museums für Geschichte der Biologie” in der DDR vor 30 Jahren | S. 197 – 202 |
Erika Krauße und Uwe Hoßfeld Vom ‘Phyletischen Archiv’ (1912) zum ‘Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaft’ (1968). Das Memorialmuseum Ernst-Haeckel-Haus im Spannungsfeld von Wissenschaft und Ideologie | S. 203 – 232 |
Erhard Geißler und Susanne Hahn Die Sachsenburg und der biologische Krieg | S. 233 – 244 |
Klaus Sander und Karl Peter Ohly Horatio S. Greenough, Initiator des Stereomikroskops | S. 245 – 248 |
Freie Vorträge Wien und Neuburg | |
Dirk Backenköhler und Thomas Junker ‘Vermittler dieses allgemeinen geistigen Handels’: Darwins deutsche Verleger und Übersetzer bis 1882 | S. 249 – 280 |
Astrid E. Schwarz Gestaltsehen in der Ökologie | S. 281 – 290 |
Uwe Hoßfeld Das botanische Sammel-Kommando der SS nach Russland 1943 oder: Ein Botaniker auf Abwegen | S. 291 – 312 |
Brigitte Steyer Die Darstellung tierischer Verhaltensmuster bei Karl von Frisch (1886 – 1982) | S. 313 – 322 |