Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie

Groeben, Christiane; Kaasch, Joachim; Kaasch, Michael (Hg.)

Stätten biologischer Forschung / Places of Biological Research. Beiträge zur 12. Jahrestagung der DGGTB in Neapel 2003

(Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie 11)
418 S., 17 x 24 cm
VWB-Verlag, Berlin 2005
ISBN     978 – 3‑86135 – 390‑4
34,00 Euro
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Stätten biologischer Forschung” sind das Thema der 12. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geschichte und Theorie der Biologie im Oktober 2003. Der Tagungsort, die als internationales Zentrum der Meeresforschung berühmte Stazione Zoologica Anton Dohrn in Neapel, inspiriert eine Reihe von Vorträgen. Die Zoologische Station wird als Umschlagplatz von Ideen, als bedeutsamer Ort für die Entwicklung der Kolloidchemie der Zelle in den 1920er Jahren, als wichtiger Platz für den Aufstieg der Genetik in Italien und Ausgangspunkt eines neapolitanischen wissenschaftlichen Netzwerkes nach dem Zweiten Weltkrieg vorgestellt. Besucher der Einrichtung (Ludwig Will, Ernest Everett Just, Wulf Emmo Ankel, Jacques Loeb, Botaniker vor dem Ersten Weltkrieg) sowie Briefe von und an ihren Begründer Anton Dohrn bilden einen weiteren Schwerpunkt der Analysen.

Im Zentrum der folgenden Betrachtungen stehen Mannigfaltigkeit und differenzierte Problemlagen anderer Forschungsstätten. Dazu gehören der Bonner Campus Poppelsdorf als interfakultärer Entwicklungsort für Physiologie und Zellbiologie, die Zuchtstation des Schwedischen Saatzuchtvereins in Svalöf, die Jewish Agricultural Experiment Station in Athlit als erste biologische Versuchsstation Palästinas oder der botanische Garten‘s Lands Plantentuin zu Buitenzorg/Java. Zoologische Gärten als Wirkungsplätze für Tiermaler werden ebenso untersucht wie die Erschließung des Freilandes als Stätte biologischer Forschung, u. a. mit besonderer Berücksichtigung der Ethologie bzw. des Zusammenhanges von Leuchtgas und Baumsterben “Unter den Linden” als Freilandlabor. Der Einfluss unzulänglich ausgestatteter Forschungsinstitute auf die wissenschaftliche Biographie am Beispiel des Biochemikers Emil Abderhalden und die Schere zwischen geplanten und realisierten Wirkungsstätten setzen einen weiteren Akzent. Darüber hinaus werden Stiftung, Archiv, Forum und Museum zur Geschichte des Naturschutzes in Deutschland vorgestellt und unterschiedliche Orte der Versuchstierzucht im Rahmen der Notgemeinschaft Deutscher Wissenschaft von 1920 bis 1931 behandelt.

Untersuchungen zur Nomogenese als einer Evolutionstheorie jenseits von Darwinismus und Lamarckismus sowie zur Rezeption der Soziobiologie in den deutschen Medien der 1970er und 1990er Jahre ergänzen den Band.


Inhalt

Christiane Groeben, Joachim Kaasch und Michael Kaasch
Editorial
S. 7 – 10
Uwe Hoßfeld
Nachruf auf Dr. Erika Krauße (25. Oktober 1935 – 23. Juli 2003). Mit Bibliographie ihrer Arbeiten
S. 11 – 18
Kai Torsten Kanz
“Welch herrliches Land, ein wahres Paradies.” Die Forschungsreise von Carl Heinrich Köstlin (1755 – 1783) in Italien im Kontext der deutsch-italienischen Wissenschaftsbeziehungen des späten 18. Jahrhunderts
S. 19 – 52
Christiane Groeben
Catalysing Science: The Stazione Zoologica di Napoli as a Place for the Circulation of Scientific Ideas
S. 53 – 64
Ariane Dröscher
The Naples Station as a Special Place of Biological Research: The Case of Colloid Chemistry of the Cell in the 1920s
S. 65 – 74
Alessandro Volpone
The Early Spreading of Genetics in Italy and the Role of the Stazione Zoologica di Napoli (SZN)
S. 75 – 90
Fabio De Sio
A Neapolitan Research “Network” after World War II
S. 91 – 108
Christa Riedl-Dorn
Briefe von Anton F. Dohrn im Naturhistorischen Museum in Wien – Ein Beitrag zur Geschichte zweier Institutionen
S. 109 – 122
Isolde Schmidt
Der Rostocker Zoologe Ludwig Will (1861 – 1946) auf der Suche nach dem “Ei des Columbus” in Neapel
S. 123 – 130
Daniela Watzke und Irmgard Müller
Die Bedeutung der Zoologischen Station in Neapel und des Kaiser-Wilhelm-Instituts in Berlin als Exil für den afroamerikanischen Biologen Ernest Everett Just (1833 – 1941)
S. 131 – 144
Dieter Zissler
Wulf Emmo Ankel und die Stazione Zoologica “Anton Dohrn”
S. 145 –152
Heiner Fangerau und Irmgard Müller
Der Biologe Jacques Loeb in der Zoologischen Forschungsstation in Neapel: ein Beispiel für Ludwik Flecks Theorie vom Denkkollektiv?
S. 153 – 168
Dieter Mollenhauer
Benthische Algen im Golf von Neapel und die mitteleuropäische botanische Professorenschaft bis zum Ersten Weltkrieg
S. 169 – 186
Wolfgang Alt
Campus Poppelsdorf 1859 – 1884: 25 Jahre Entwicklung einer interfakultären Forschungsstätte für Physiologie und Zellbiologie in Bonn
S. 187 – 202
Staffan Müller-Wille
Zum Verhältnis von Taxonomie und Genetik um 1900 – Die Zuchtstation des Schwedischen Saatzuchtvereins Svalöf
S. 203 – 216
Jutta Hermann
Pharmazeutische Biologie im botanischen Garten ‘s Lands Plantentuin zu Buitenzorg/Java (1817 – heute)
S. 217 – 226
Julia Voss
Zoologische Gärten, Tiermaler und die Wissenschaft vom Tier im 19. Jahrhundert
S. 227 – 244
Frank Lehmkugel
Die “Jewish Agricultural Experiment Station” in Athlit – Palästinas erste biologische Versuchsstation
S. 245 – 252
Michael Kaasch und Joachim Kaasch
Die so notwendige Emeritierung der Institute – Die wirklichen und die geplanten Forschungsstätten des Biochemikers Emil Abderhalden
S. 253 – 280
Volker Schurig und Rita Nothacker
Die Erschließung des Freilandes als Stätte biologischer Forschung: Die “ethologische Methode”
S. 281 – 322
Ekkehard Höxtermann
Leuchtgas und Baumsterben “Unter den Linden” – Promenadenbäume im Freilandlabor 1870 – 1872
S. 323 – 342
Hermann Josef Roth
The “Stiftung, Archiv, Forum und Museum zur Geschichte des Naturschutzes in Deutschland” (AFM)
S. 343 – 352
Alexander von Schwerin
Tiere vermehren – Institutionen vergrößern. Die Versuchstiere der Notgemeinschaft Deutscher Wissenschaft, 1920 – 1931
S. 353 – 366
Georg S. Levit und Uwe Hoßfeld
Die Nomogenese: Evolutionstheorie jenseits von Darwinismus und Lamarckismus
S. 367 – 388
Sebastian Linke
Zur Rezeption der Soziobiologie in den Medien: Ein Vergleich der Darstellung in Wissenschaft und deutscher Presse zwischen den 1970er und 1990er Jahren
S. 389 – 408