Den komplexen Spannungsfeldern zwischen Natur und Kultur sowie zwischen Naturphilosophie und Darwinismus geht der Band mit Beiträgen auf den Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Geschichte und Theorie der Biologie 2006 und 2007 nach. Dabei wird aus verschiedenen Perspektiven das Verhältnis von Natur und Kultur zu unterschiedlichen Zeiten an Beispielen aus dem Naturschutz, der Gartenkultur, der Begriffs- und Sprachgeschichte sowie anhand von repräsentativen Buchprojekten und der Rolle des Films diskutiert.
Vertreter der Lebenswissenschaft im breiten Spektrum zwischen romantischer Naturphilosophie einerseits und Darwinscher Evolutionstheorie andererseits stehen im Mittelpunkt des zweiten Themenkomplexes. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Strukturen und das Wirken naturwissenschaftlicher Vereinigungen, wie z.B. der Naturforscherakademie Leopoldina, der Naturkundevereine in Hanau, Marburg, Frankfurt am Main, Wiesbaden, Gießen, Kassel, Offenbach, Fulda, Darmstadt und Mainz, sowie der Entomologen-Vereinigung Sachsen-Anhalt. Abhandlungen zu Fragen aus dem Umfeld der Darwinismus-Debatte (z.B. zur Konstruktion biologistischer und anthropomorpher Affenbilder), zu evolutions- bzw. systemtheoretischem Denken sowie zur Pflanzenkunde in der frühen Neuzeit und zur Rolle von Fehlinformationen in den Biowissenschaften an der Nahtstelle der politischen Systeme in Ost und West ergänzen den Band.
Inhalt
Michael Kaasch und Joachim Kaasch Editorial | S. 7 – 8 |
15. Jahrestagung “Natur und Kultur” vom 22. bis 25. Juni 2006 in Neuburg an der Donau | |
Michael Kaasch und Joachim Kaasch Natur und Kultur – Vorwort | S. 9 – 12 |
Dieter Mollenhauer Kulturgut Natur | S. 13 – 38 |
Björn Brüsch “Kenntnisse aus der Naturkunde … beynahe die einzige unschädliche Aufklärung”: Gartenkultur und Kultur im Garten im späten 18. Jahrhundert | S. 39 – 53 |
Andrea Siegmund Vom Götterhain zum “wilden Gärtnern”. Die Geschichte der Wildnisvorstellungen in der Gartenkunst | S. 55 – 72 |
Margot Klemm Natur und Gartenkultur – “Die Geschichte der Gärten” von Ferdinand Julius Cohn | S. 73 – 82 |
Michael Kaasch Deutschland – Die natürlichen Grundlagen seiner Kultur: Ein Buchprojekt der Leopoldina in den späten 1920er Jahren | S. 83 – 111 |
Volker Schurig Die Inflation des Wissenschaftsbegriffs “Ökologie”: Abstiegskriterium oder Wachstumsmerkmal? | S. 113 – 139 |
Peter M. Zigman Ernst Haeckels Konzept der “Oecologie” in seinem Hauptwerk Generelle Morphologie der Organismen (1866) | S. 141 – 150 |
Hauke Bietz Die quantitative Meeresforschung: Friedrich Dahl (1856 – 1929) und die wegweisende quantitative Studie in der Unterelbe | S. 151 – 162 |
Wolfgang Alt Elementare Naturbeschreibung und kulturelle Begriffsbildung im indoiranisch-europäischen Sprachschatz | S. 163 – 179 |
Ilse Jahn und Isolde Schmidt Was bedeutete die Erfindung der Filmtechnik seit Muybridge (1830 – 1904) für die Theorienbildung in der Biologie? | S. 181 – 189 |
Ariane Dröscher “Was ist eine Zelle?” – Edmund B. Wilsons Diagramm als graphische Antwort | S. 191 – 201 |
Dieter Zissler Naturwissenschaft und Poesie | S. 203 – 210 |
16. Jahrestagung “Biologie im Spannungsfeld von Naturphilosophie und Darwinismus” vom 28. Juni bis 1. Juli 2007 in Bonn | |
Michael Kaasch und Joachim Kaasch Biologie im Spannungsfeld von Naturphilosophie und Darwinismus – Vorwort | S. 211 – 213 |
Rolf Löther Darwin und das Alter der Erde | S. 215 – 223 |
Isolde Schmidt “… Diß ist der schlechteste satz im buche …” – zur Rezeption von Darwins “Über den Ursprung der Arten …” | S. 225 – 235 |
Margot Klemm Ferdinand Cohn im Spannungsfeld zwischen Naturphilosophie und Darwinismus | S. 237 – 248 |
Dieter Zissler Friedrich Rolle (1827 – 1887), einer von Darwins Zunft und zudem einer der ersten in Deutschland | S. 249 – 255 |
Claudia Schweizer Goethe – Sternberg – Nees von Esenbeck: Marksteine der prädarwinistischen Ära | S. 257 – 266 |
Henri Reiling Über Blaschkas Glasmodelle und die zeitgenössische Naturgeschichte, mit einem Anhang über Brendels botanische Modelle | S. 267 – 282 |
Michael Kaasch Der Dresdner Botaniker und Zoologe Ludwig Reichenbach und die “Legale Leopoldina” 1870 – 1875 | S. 283 – 313 |
Jürgen H. Jungbluth Die Rheinische Naturforschende Gesellschaft zu Mainz – eine Bürgergründung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Von der Gründung 1834 durch das 19. und 20. Jahrhundert in das 21. Jahrhundert | S. 315 – 322 |
Ayako Sakurai Eine wissenschaftliche Einrichtung für Privatgelehrte – Malakologie an der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft (SNG) in Frankfurt am Main | S. 323 – 335 |
Jürgen H. Jungbluth Die Klassischen Naturkundevereine in Hessen – Ihr Werden und ihr Beitrag zur biologisch-ökologischen Landeserforschung | S. 337 – 357 |
Michael Wallaschek Die Entomologen-Vereinigung Sachsen-Anhalt e. V. (EVSA) und ihre Wurzeln | S. 359 – 380 |
Volker Schurig Der Begriff des “Affen” als eine darwinistische Metapher | S. 381 – 415 |
Michael Gudo und Tareq Syed Geltungsbereiche von Evolutionstheorien – Synthetische Theorie der Evolution und die Frankfurter Evolutionstheorie | S. 417 – 446 |
Holger Granz Zur Rehabilitierung der Teleologie | S. 447 – 456 |
Brigitte Hoppe Ansätze einer wissenschaftlichen Pflanzenkunde in der frühneuzeitlichen Botanik | S. 457 – 472 |
Anne Wessel Die russischen Wurzeln der Systemtheorie – Anmerkungen zu A. A. Bogdanovs “Tektologie” | S. 473 – 487 |
Erhard Geissler AIDS-Erreger aus dem Militärlabor – Ignoranz oder bewusste Desinformation? | S. 489 – 508 |
Personenregister | S. 509 – 521 |