Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie

Engels, Eve-Marie; Junker, Thomas; Weingarten, Michael (Hg.)

Ethik der Biowissenschaften: Geschichte und Theorie

(Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie 1)
426 S., 17 x 24 cm, 10 Abb. u. Tab.
VWB-Verlag, Berlin 1998
ISBN     978 – 3‑86135 – 380‑5
34,00 Euro
direkt beim Verlag bestellen

Die Biologie scheint sich in zunehmendem Maße zu einer Leitwissenschaft zu entwickeln. Durch ihre experimentellen Fortschritte und die dadurch ermöglichten Technologien konnte sie sich eine Vormachtstellung in Wissenschaft und Alltag erobern. Allerdings stellen uns diese Technologien auch vor schwierige ethische Probleme neuer Art. Bio- und Gentechnologien haben viele unserer selbstverständlichen Grundannahmen über die Natur und den Menschen in Frage gestellt. Daher erschöpft sich eine Bioethik nicht darin, lediglich “angewandte” Ethik zu sein, sondern sie umfaßt auch die naturphilosophische, anthropologische und historische Dimension. Verbunden noch mit der Ökologie-Problematik führt uns dies in die Theorie und Geschichte von Biologie und Philosophie. Frühere Auffassungen über den Menschen und seine Natur sowie die darauf begründeten Ethiken und politischen Programme fordern unsere kritische Reflexion heraus. Können wir aus der Geschichte lernen, um die Wiederholung von Fehlern zu vermeiden, oder stellt sich die Situation heute unvergleichbar neu dar?

Der vorliegende Sammelband ist aus der 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geschichte und Theorie der Biologie hervorgegangen, die vom 26. bis 29. Juni 1997 zum Thema “Ethik der Biowissenschaften: Geschichte und Theorie” an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen stattfand.

Inhalt

Eve-Marie Engels
Vorwort
S. 5 – 6
Thomas Junker
Eugenik, Synthetische Theorie und Ethik. Der Fall Timoféeff-Ressovsky im internationalen Kontext
S. 7 – 40
Kristian Köchy
Organologische versus mechanistische Bioethik. Über spezifische ethische Programme bei verschiedenen Lebenstheorien
S. 41 – 60
Rolf Löther
Evolution der Biosphäre und Ethik
S. 61 – 68
Thomas Potthast
Evolution als Naturschutzziel? Evolutionstheorie, Natur und Ethik in analytischer und utopischer Perspektive
S. 69 – 84
Uta Eser
Ökologie und Ethik: ökologische und normative Grundlagen von Naturschutzbewertungen am Beispiel der Neophytenproblematik
S. 85 – 98
Volker Schurig
Der Wertewandel in der Naturschutzethik am Beispiel mitteleuropäischer Nationalparkgründungen
S. 99 – 112
Jan Janko
Die eugenische Bewegung in der Tschechoslowakei
S. 113 – 122
Dorothee Früh
Humangenetische Forschung in Deutschland zwischen 1900 und 1914
S. 123 – 130
Werner Sohn
Zwischen Ethik und Genetik – Eugenik im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik
S. 131 – 142
Franz Kohl
Die eugenische Diskussion innerhalb der Neuropsychatrie und ihre Vorreiterrolle für die Einführung der Sterilisationsgesetzgebung in den Jahren 1933/34
S. 143 – 160
Armin Geus
Brotzeit vom Gefängnisarzt – Die experimentelle Übertragung von Bandwurmfinnen auf den Menschen
S. 161 – 170
Michael Kaasch
“… auf die bewusste Betonung des Ethischen geworfen.” Emil Abderhalden und seine Zeitschrift Ethik
S. 171 – 188
Heike Barantzke
Grenzprobleme der Tierpsychologie und Entwicklungsbiologie bei dem Zoologen Erich Wasmann S.J. (29. 5. 1859 – 27. 2. 1931)
S. 189 – 202
Horst Heinecke
Anordnungen und Erlasse für die Durchführung von Tierversuchen an deutschen Universitäten und Hochschulen um die Jahrhundertwende
S. 203 – 216
Atanas Danailov
Die ideologische Interpretation des Weismannschen Neodarwinismus
S. 217 – 224
Eduard I. Kolchinsky
Biologists and the Ethics of science During Early Stalinism
S. 225 – 234
Torsten Rüting
Von Paulus zu Pawlow: Rußllands “Neue Menschen”, die “Dekade des Gehirns” und die Kontinuität christlicher Ethik bis in die sowjetischen Neurowissenschaften
S. 235 – 260
Eva M. Neumann-Held
Jenseits des genetischen Weltbildes
S. 261 – 280
Claudia Sanides-Kohlrausch
Konkurrierende Gene und konkurrenzfähige Organismen. Eine Einführung in die ökologisch orientierte Darwinismustradition der Soziobiologie
S. 281 – 302
Annette Barkhaus
Zur Frage der Reichweite einer biologischen Fundierung ethnozentrischen und rassistischen Verhaltens
S. 303 – 318
Eve-Marie Engels
Ethik und biologische Utopie
S. 319 – 340
Rainer Brömer
Arabische und islamische Wissenschaftskultur im 19. und frühen 20. Jahrhundert und die Rezeption der Darwinschen Theorie
S. 341 – 352
Karl Peter Ohly
Evolution und Islam – Islamisierung der Wissenschaft?
S. 353 – 360
Uwe Hoßfeld
Menschliche Erblehre, Rassenpolitik und Rassenkunde (-biologie) an den Universitäten Jena und Tübingen von 1934 – 1945: Ein Vergleich
S. 361 – 392
Hansotto Reiber
Die Entstehung von Form und Krankheit. Selbstorganisation oder genetisches Programm – zwei Paradigmen im Widerstreit
S. 393 – 410
Wolf-Ernst Reif
Adolf Naefs Idealistische Morphologie und das Paradigma typologischer Makroevolutionstheorien
S. 411 – 424
Anschriften der AutorenS. 425