Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie

Höxtermann, Ekkehard; Kaasch, Joachim; Kaasch, Michael (Hg.)

Von der “Entwickelungsmechanik” zur Entwicklungsbiologie. Beiträge zur 11. Jahrestagung der DGGTB in Neuburg a. d. Donau 2002

(Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie 10)
350 S., 17 x 24 cm
VWB-Verlag, Berlin 2004
ISBN    978 – 3‑86135 – 389‑8
34,00 Euro
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Im Zentrum der Vorträge zur 11. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geschichte und Theorie der Biologie (DGGTB) im Juni 2002 in Neuburg a.d. Donau stand die Entwicklungsbiologie. Eine besondere Würdigung erfuhr das Gründungsmitglied der DGGTB Klaus Sander, dem auf der Veranstaltung die Aleksandr Kovalevskij-Medaille der St. Petersburger Gesellschaft der Naturforscher überreicht wurde. Seine biologiehistorischen Schriften und Schülerarbeiten werden in einer Bibliographie vorgestellt. Wie aktuell und spannend historische Arbeiten sind, schildert Klaus Sander in einem Essay über Ernst Haeckel und dessen umstrittenes “biogenetisches Grundgesetz”, das für einen neuen, “weltanschaulichen” Embryonenstreit herhalten muss.

Das Rahmenthema der Tagung wird in einem breiten Themenspektrum behandelt, das von den Anf6auml;ngen der Spermatologie (Zissler) über das Wirken wichtiger Wegbereiter der Entwicklungsbiologie wie Martin Heinrich Rathke (Menz), Fritz Müller (Lorenzen und Höxtermann), August Weismann (Löther) und Edmund B. Wilson (Dröscher) bis hin zur Entstehung der Molekulargenetik (Geißler) reicht. Mit dem “harmonisch-quipotentiellen System” (Schurig und Nothacker), dem “morphogenetischen Feld” (von Kraft, Mocek) sowie der “Musterbildung” und “Positional Information” (Galperin) werden ausgewählte entwicklungsbiologische Begriffe und Theorien diskutiert. Der Dominanz zoologiehistorischer Beiträge begegnet Höxtermann mit einer Erörterung der entwicklungsphysiologischen Konzepte des Botanikers Gottlieb Haberlandt. Schließlich erinnern zwei Vorträge an die tschechischen Pionierarbeiten von Jan Horbaczewski und Franticek Mares zur Chemie der Vererbung (Strbanova) bzw. unbekannte Pläne für ein deutsches “Gregor-Mendel-Forschungsinstitut” in Brno 1943 (Palecek).

In weiteren, freien Themen werden Leistungen des Philosophen Christian Wolff (Cheung), des Naturforschers und Theologen Cyrill Franz Napp (Orel und Musil), des Pflanzensystematikers Adolf Engler (Lenne), des Malakologen Otto Wohlberedt (von Knorre) und des Anthropologen Adolph Hans Schultz (Chaoui) gewürdigt. Bietz untersucht den Beginn der deutschen Wattforschung, während Sgzneuji die in Westeuropa weitgehend unbekannte Geschichte der Eugenik in Russland nachzeichnet.

 


Inhalt

Ekkehard Höxtermann, Joachim Kaasch und Michael Kaasch
Editorial
S. 9 – 10
Herbert Jäckle
Laudatio Klaus Sander
S. 10 – 12
Klaus Sander
Biologiegeschichtliche Publikationen von Klaus Sander
S. 13 – 16

Zur Geschichte der Entwicklungsbiologie 
Ariane Dröscher
Edmund Beecher Wilson und sein Versuch einer Synthese von Entwicklungsbiologie, Zytologie und Vererbung
S. 17 – 26
Charles Galparin
Let Us Talk about “Positinal Information” and some other Endeavours
S. 27 – 40
Erhard Geißler
Von der Wiege der Molekularbiologie zur genetischen Brache – die Genetik in Berlin-Buch 1945 bis 1965
S. 41 – 58
Ekkehard Höxtermann
“Elementarorganismen”, “Wuchsenzyme” und “Chemomorphosen” – Zu den entwicklungsphysiologischen Konzepten Haberlands
S. 59 – 82
Arne von Kraft
Das Morphogenetische Feld – Fiktion oder Realität?
S. 83 – 94
Rolf Löther
August Weismann – Vordenker der Entwicklungsbiologie
S. 95 – 102
Harald Lorenzen und Ekkehard Höxtermann
Fritz Müller (1822 – 1897) und seine Schrift “Für Darwin” (1864) im Spiegel der Korrespondenz mit Max Schultze (1825 – 1874)
S. 103 – 116
Heike Menz
“Kiemen bey Säugethieren” (1825) – Embryologische Studien an Wirbeltieren
S. 117 –134
Reinhard Mocek
Von der Entelechie zum Feldbegriff – Zu einer Besonderheit der Theoriegeschichte der Entwicklungsphysiologie
S. 135 – 158
Pavel Paleček
Project of a “Gregor-Mendel-Forschungsinstitut” at Brno during World War II
S. 159 – 162
Klaus Sander
Ernst Haeckels ontogenetische Rekapitulation und die jüngste Auflage des Embryonenstreits
S. 163 – 176
Volker Schurig und Rita Nothacker
Die Entdeckung v. Regulation u. Selbstorganisation – Das “harmonisch-äquipotentielle System” (Driesch 1902)
S. 177 – 194
Štrbáňová, Soňa
Towards Understanding the Metabolism of Cell Nucleus: Contributions from Prague at the Turn of the 19th and 20th Centuries
S. 195 – 208
Dieter Zissler
Von der Entdeckung der Samenzelle zur Molekularbiologie und Spermakonkurrenz – 325 Jahre Spermatologie
S. 209 – 220

Freie Themen
Hauke Bietz
Arthur Hagmeier (1886 – 1957) – Begründer einer systematischen Erforschung der Nordseewatten
S. 221 – 234
Hauke Bietz und Karsten Reise
Vom Beginn deutscher Wattforschung – Zwei Pionierarbeiten und deren Auswirkungen
S. 235 – 252
Natalie Janine Chaouli
Adolph Hans Schultz, ein “tüchtiger” Anthropologe – Zur Berufung an den Zürcher Lehrstuhl für Anthropologie 1950
S. 253 – 262
Tobias Cheung
Ontologie und Physiologie bei Christian Wolff (1679 – 1754)
S. 263 – 282
Dietrich von Knorre
Die Molluskensammlung von Otto Wohlberedt im Phyletischen Museum in Jena – Eine museologisch-historische Analyse
S. 283 – 290
Aurelia Lenné
Adolf Engler (1844 – 1930) als Wegbereiter der Phylogenetischen Pflanzensystematik
S. 291 – 308
Vitĕzslav Orel und Rudolf Msuil
Die Mitgliedschaft des Abtes C. F. Napp (1792 – 1867) in der Königl. Dänischen Gesellschaft für Nordische Altertümer
S. 309 – 314
Larisa Shumeiko
Eugenik in Rußland
S. 315 – 340